Es ist ein verregneter und stürmischer Montagmorgen in der Hamburger Hafencity, als ich völlig durchnässt und hektisch auf dem Luxuskreuzfahrtschiff der MS Europa ankomme. Hierhin hat Avi Avital, ein israelischer, Grammy nominierter Mandolinenspieler geladen, um sein zweites Album (VÖ: Januar 2014) „Between Worlds“ vorzustellen. Die Deutsche Grammophon vertritt mit Avi Avital einen Weltklasse-Musiker, der sich selbst sowie historische und kulturelle Kontexte über seine Mandoline artikuliert.
Nach unzähligen Auftritten in den renommiertesten Häusern der Welt stellt sich der gemütliche Raum hinter der Bibliothek des Schiffes als ein durchaus intimer Rahmen dar, um die geladenen Gäste auf eine ganz exklusive Reise mitzunehmen…
Avi Avital lässt sich lediglich von einem Akkordeon begleiten, als der Regen unaufhörlich gegen die Fenster prasselt und er hingebungsvoll die Mandoline erklingen lässt. Ruhe und Faszination durchströmen den Raum, als Avi durch sein Spiel eine Tür öffnet, hinter der sich eine unvermutete Dimension verbirgt.
Mit jedem Stück fühle ich mich mitgerissen in Avis Welt, die eine Verschmelzung von Kulturen und Religionen, Raum und Zeit schafft, die Melancholie und Sentimentalität erlaubt genauso wie Leidenschaft und Euphorie. Mit seiner geliebten Mandoline erzählt Avi ganze Geschichten, bei denen der Zuhörer immer tiefer in Avis fast surreale Feinfühligkeit versinkt. Avi Avital ist eigentlich selbst das Instrument, dass seiner Mandoline Leben schenkt, durch die er spricht.
Nach Stücken mit spanischem, rumänischem und jiddischem Hintergrund sowie kleinen Anekdoten dazwischen, beendet Avi diesen Vormittag mit einem so hinreißenden Stück, dass dem erstaunten Zuhörer eigentlich keine Fragen mehr offen bleiben, trotz der Möglichkeit dem Virtuosen noch Fragen zu stellen.
Erhitzt und gleichzeitig entspannt entschwebe ich diesem Narnia zurück in das nasskalte Hamburg und freue mich auf die CD von Avi Avital, um irgendwann wieder mit so brennenden und gefühlvollen Geschichten entführt zu werden.